Die Scheffler in Italien!

Am Montag, den 6.5. brachen wir morgens um 7 Uhr auf nach Cesena, zum Liceo Linguistico Statale Ilaria Alpi, zu dem Frau Spampinato durch eine frühere Bekanntschaft zum dortigen Lehrer, Herrn Bragagni, den Kontakt hergestellt hatte. Leider konnte sie selbst wegen Krankheit nicht mitfahren, weshalb Frau Müller stattdessen mit Frau Stahl die Gruppe betreute.

Auf dem Parkplatz vor der Schule angekommen, überfiel manche unserer Schülerinnen und Schüler plötzlich eine seltsame Furcht, so dass sie den Bus gar nicht verlassen wollten. Sie mussten von ihren zwei Lehrerinnen regelrecht hinaus gescheucht werden. Diese anfängliche Scheu legte sich jedoch bald, nachdem die italienischen Schülerinnen und Schüler sich als sympathische und gastfreundliche Menschen herausstellten.

Herr Bragagni half bei der Familienzuteilung und bald war der Parkplatz geleert.

Am Dienstagmorgen trafen wir uns in der Aula Magna des Liceo und wurden erst einmal vom Schulleiter begrüßt. Außerdem erzählte Herr Bragagni uns etwas über Ilaria Alpi, eine italienische Journalistin, die aufgrund ihrer Wahrheitsliebe, ihres Mutes und ihrer Arabischkenntnisse als Namensgeberin der Schule ausgewählt worden war. Sie war 1994 in Somalia ermordet worden, da sie im Begriff gewesen war, skandalöse Regierungsgeschäfte mit Waffenlieferungen gegen Giftmüllentsorgung aufzudecken. Der Fall wurde bis heute noch nicht aufgeklärt.

Nach einem gemeinsamen Ratespiel in Gruppen schauten wir uns die Schule ein wenig näher an, bevor es dann zum Rathaus in der Innenstadt losging. Der Bürgermeister hatte leider einen wichtigen anderen Termin, aber wir wurden sehr freundlich von zwei Abteilungsleiterinnen der beiden Ressorts Umwelt sowie Soziales und Familien empfangen. Beide betonten, wie wichtig und förderlich der internationale Austausch für die Kommunikation der europäischen Länder untereinander sei. Anschließend durften wir den Spiegelsaal im alten Teil des Gebäudes bewundern.

Zurück in der Schule erwartete uns ein reichhaltiges Buffet mit den verschiedensten Speisen, inklusive Dessert, liebevoll von unseren Gastmüttern zubereitet. Diese Stärkung hatten wir unbedingt nötig, denn nun ging es zu unserer ersten Stadtführung, vorbereitet von unseren Austauschpartnern unter der Leitung von Herrn Bragagni. Seine Schüler hatten zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Cesena Referate auf Italienisch und Deutsch vorbereitet, die sie uns mit Mikrofon und Verstärker präsentierten. Das Teatro Bonci durften wir sogar von innen sehen, obwohl gerade geprobt wurde; wir lernten über die Biblioteca Malatestiana, welche Vorkehrungen getroffen worden waren, um die alten Manuskripte dort zu schützen, und schließlich erklommen wir den Berg zur Rocca Malatestiana, von der aus sich uns ein wunderbarer Blick über die gesamte Küstenregion der Emilia-Romagna, also von Rimini bis Ravenna, bot.

Leider mussten wir Herrn Bragagni in seinem Elan stoppen und die Führung beenden, da wir schon über der angegebenen Zeit unterwegs waren, die Gasteltern teilweise schon warteten und wir vom vielen Laufen ziemlich ermüdet waren. Dadurch verpassten wir noch acht Vorträge. Wir waren sehr beeindruckt von dieser intensiven Vorbereitung unseres Besuches.

Am nächsten Vormittag bekam die deutsche Gruppe eine Stadtführung in Rimini, die auf einfach verständlichem Italienisch durchgeführt wurde, und von Frau Müller immer wieder übersetzt wurde. So bekamen wir zunächst den Tempio Malatestiano zu sehen, der für Sigismondo Pandolfo Malatesta zu seinem Mausoleum umgebaut worden war. Auffallend waren seine immer wiederkehrenden Initialen und mehre Darstellungen von Elefanten, die einerseits seine Verwandtschaft zu den Karthagern andeuten sowie seine Macht und Stärke symbolisieren sollten.

Am Piazza Tre Martiri gab es eine kurze Verschnaufpause, bevor wir dann vom Arco di Augusto durch das Stadtzentrum bis zur Ponte di Tiberio liefen. Nach der Brücke besichtigten wir rechterhand das malerische Stadtviertel Borgo San Giuliano, das durch seine bunten Fassaden, gepflasterten Strässchen und vor allem die berühmten Wandmalereien mit Szenen aus Fellinis Filmen ins Auge stach. Fellini, ein Sohn der Stadt Rimini und durch seine Filme wie „Dolce Vita“ oder „Achteinhalb“ berühmt geworden, drehte zwar keinen seiner Filme in der Heimat, dennoch hatte die Stadt ihn so inspiriert, dass sie immer wieder in seinen Filmen zu erkennen ist.

Den Nachmittag verbrachten wir mit unseren Austauschpartnern am Strand von Rimini, spielten zusammen Beachvolleyball oder genossen einfach das Meer.

Am Donnerstag ging es mit dem Bus nach Ferrara. In dieser Stadt herrschte die Familie Este, und wir durften das von ihnen erbaute Wasserschloss von innen mit einer Führung auf Deutsch besichtigen. An den beeindruckenden Fresken im Inneren konnten wir noch die Spuren des Erdbebens im Jahr 2012 erkennen. Auch in der Cattedrale finden immer noch Reparaturarbeiten aufgrund des Bebens statt, sie war erst vor kurzem wieder eröffnet worden.

Nach einer Mittagspause liefen wir von der Cattedrale aus zu einem Fahrradverleih. Dort wurden wir allesamt mit grünen Fahrrädern und weißen Helmen ausgestattet, die mehr oder weniger gut passten, und dann ging es los auf eine Tour um die Stadtmauern herum. Ein paar Fleißige unter uns sammelten Kilometer für das Stadtradeln.

Doch die Tour gestaltete sich nicht so einfach - mehrere italienische Schüler konnten nicht Radfahren, hatten es aber ihrem Lehrer nicht vorher mitgeteilt. So landeten Frau Müller und Frau Stahl hinten und schoben eine Schülerin einmal an, damit sie mit etwas mehr Schwung nicht mehr so gefährlich wackelig neben den parkenden Autos fuhr. Nachdem wir die große Gruppe verloren hatten, trafen wir ein Weilchen später doch wieder auf die erste Schülerin, deren Kette vom Zahnrad gerutscht war. Das gleiche Schicksal hatte noch andere ereilt, und so meisterten wir den Rest des Weges, Ketten wieder aufzuziehen bzw. irgendwann nur noch mit dem kaputten Fahrrad zu joggen.

Nach der Fahrradrückgabe fuhren wir müde und zufrieden wieder nach Cesena zurück.

Der Freitag stand ganz unter dem Zeichen des italienischen Essens. Am Vormittag durften wir uns im berühmten Café Babbi ein Frühstück aussuchen - manche trauten sich sogar, selbst nach dem Preis zu fragen oder sich ein Wasser zu kaufen. Wir erfuhren von der Geschichte Babbis, der aus Cesena stammt und seit 1952 einzigartige Eistüten, Waffeln und hausgemachtes Eis produziert. 

Anschließend durften wir die Biblioteca Malatestiana von innen sehen. Die alten wertvollen Manuskripte sind an die ehemaligen Kirchenbänke gekettet. Im angrenzenden Ausstellungsraum werden einzelne Schriften ausgestellt, so konnten wir ein Buch im Original von Thomas von Aquin bewundern sowie viele andere Schriften oder geographische Zeichnungen. Auch erfuhren wir etwas über die drei Päpste Pius VI, VII und VIII, die alle aus Cesena stammten, weshalb Cesena auch die Stadt der drei Päpste genannt wird.

Am Nachmittag trafen wir uns in einem Gemeindehaus – nun ging ein geschäftiges Treiben los: Viele Schüler halfen mit, Teig zuzubereiten, zu füllen, Cappelletti zu formen und Piadine auszurollen.

Andere bereiteten den großen Saal vor, stellten Tische und Stühle und deckten die Tafel. Schließlich aßen ca. 65 bis 70 Personen zusammen, es kamen auch einige Kollegen des Liceo dazu. Als Nachtisch gab es Vanilleeis mit Erdbeeren.

Alles in allem war es ein gelungener Abend zusammen. Für uns Deutsche wurde es nur ein wenig spät, da wir alle erst gegen 22 Uhr nach „Hause“ fuhren.

Da die Schulen in Italien auch von 8-13 Uhr Samstagsunterricht haben, dafür aber keinen Nachmittagsunterricht unter der Woche, ging es auch am Samstagvormittag mit dem Programm weiter. Wir wurden zur Abbazia di Santa Maria del Monte geführt und bekamen dort die Marienstatue zu sehen, die der Abtei im 13. Jahrhundert geschenkt wurde und von der wir laut Übersetzer dachten, sie sei aus Pappmaché hergestellt - es war jedoch wohl eher Stuck gemeint.

Im Chorumgang befindet sich außerdem eine reichhaltige Votivsammlung. Auf 690 Tafeln, die ab dem 14. Jahrhundert gemalt wurden, werden Wunder dargestellt, die der Jungfrau des Berges und ihrem Schutz für Cesenas Einwohner zugeschrieben werden.

Von der Abtei aus bot sich einmal wieder eine wunderbare Aussicht auf die Ebene südlich von Cesena, die wir auf dem Weg zurück genießen konnten, bevor wir wieder in das Getümmel Cesenas stürzten, denn wir hofften, noch Zeit auf dem Markt zu erhaschen. Leider blieben uns nur zehn Minuten dafür, denn wir mussten zurück an die Schule, damit alle ihre Busse pünktlich erreichen konnten.

Nun begann das Wochenende in den Familien. Manche machten einen Ausflug nach Bologna, andere fuhren an den Strand, eine Gruppe von Schülern traf sich zum Bowling.

Die Lehrer bekamen am Sonntag noch die Stadt Faenza gezeigt, vor allen Dingen die große Keramiksammlung, die Ausstellungsstücke aus den verschiedensten Ländern und Epochen vorweisen kann.

Am Montag trafen wir uns um 6.45 Uhr am Busparkplatz vor der Schule. Und so wie die Lehrer die Schüler bei der Ankunft aus dem Bus heraus scheuchen mussten, mussten sie sie nun hineinschicken, denn wir hatten alle eine intensive Zeit miteinander verbracht mit vielen prägenden Erlebnissen.

Wir freuen uns nun schon sehr auf den Rückbesuch unserer italienischen Austauschpartner und Lehrer, der voraussichtlich Anfang Dezember stattfinden wird.

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