Berlin und jede Menge Theater!

Exkursion des Literatur- und Theaterkurses JG12 nach Berlin

Bericht von Fabienne Winkler

Skeptik und Vorfreude lagen im Falle der 3-tägigen Berlin-Studienfahrt nahe beieinander. Sollte man wirklich sein verlängertes Wochenende für Schule opfern? Aber es ist ja LTh - und deshalb verbrachten die Schüler*innen des Scheffel-, des Clara-Schumann- und des Max-Planck-Gymnasiums zwar anstrengende, aber dennoch erfüllende Tage in der deutschen Hauptstadt.

Die Hinfahrt war wenig spektakulär, doch der folgende Tag hatte es in sich. Aus dem Bus, in die Bahn und sofort ins Theater nach 11 Stunden Fahrt ist wohl doch nicht unmöglich.

Das Stück „Aschewolken“ im „Theater Strahl“ war geradezu perfekt für diesen Anlass. Es war nämlich kein gewöhnliches Theater, sondern spielte an diesem schönen Tag unter freiem Himmel. Die beiden Hauptfiguren Laura und Michel trafen sich draußen und sprachen dabei über ihren verstorbenen Freund Mathé, der von einem Lkw überfahren wurde. Dieses Stück zeigte sehr gut, wie unterschiedlich verschiedenen Menschen mit einem solch großen Verlust umgehen.

Das Besondere an diesem „Coming-of-Age“-Dramas war, dass sich die Zuschauer bewegen mussten. Man musste schnell sein, um alles zu sehen, was die Schauspielere taten. Der Ton wurde über Kopfhörer übertragen. Nach dem Stück hatten wir die Gelegenheit, mit den beiden Darstellenden zu sprechen, die uns einiges über diese doch etwas andere Art des Theaterspielens erzählten. Vielleicht probieren wir diese Art von Stück selbst mal aus.

 

Weiter ging es mit einer sehr dringenden Snackpause im Supermarkt und dem Einchecken in unser Hostel.

Und schon machten wir uns bereit für das „Berliner Ensemble“. Wir sahen eine Neuinszenierung zu Thomas Manns „Felix Krull“ und bekamen vorbereitend einen Workshop im Theater. Wir spielten auch selbst kleine ausgedachte Szenen, die als Basis ein Zitat aus dem Stück hatten. Erst spielten wir sie normal, dann aber musste jeder eine Karte ziehen, auf der eine Aktion, wie zum Beispiel „Wäsche aufhängen“ oder „Haare bürsten“ stand.

Das Endprodukt war unglaublich unterhaltsam, fast so sehr wie das Stück am Abend. Unsere Erwartungen von einem sperrigen, langweiligen Stück wurden durch schräge Charaktere und ein sehr sprunghaftes Storytelling zunichte gemacht.

Später hatten wir aber auch nichts gegen viel Schlaf.

Am 2. Tag mussten wir bei spontanen Performance-Versuchen im KaDeWe schmerzlich merken, dass nicht alle Menschen von Theater so begeistert sind wie wir. Das hat uns aber nicht den Spaß an der Sache verdorben.

Davor machten wir aber einen Audiowalk zu Brecht. Er dauerte eine Stunde und führte uns vom Dorotheenstädtischen Friedhof, neben dem auch Brechts Wohnung lag, zurück zum Berliner Ensemble, diesem wunderschönen, mit roten Plüschsesseln, opulenten Bemalungen und vergoldeten Schnörkeln ausgestattete Theater, das 1949 von Bertolt Brecht gegründet wurde.

Der Audiowalk mit dem Titel „Brecht stirbt“ beschreibt Brechts Weg zu einer Premiere eines seiner Stücke. Wir gingen also denselben Weg, den Brecht immer ging. Und erfuhren einiges über die Frauen in seinem Leben und seinen langsamen Verfall bis zu einem angedeuteten Tod.

Am Abend fanden wir uns im Deutschen Theater ein. Eigentlich hätten wir Molières „Der Meschenfeind“ gesehen, doch es waren einige Schauspieler krank. Deshalb wurde „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist gezeigt. Bei diesem Stück rund um eine Gerichtsverhandlung haben wir alle Tränen gelacht.

 

Der Sonntag war dann eher für uns bestimmt. Auf einem Flohmarkt und im Museum Aufgaben zu machen, z.B. Leute zu beobachten, uns Rollenbiografien zu ihnen auszudenken oder uns im Museum für Gegenwartskunst in Standbildern zu den Installationen zu positionieren, ist allemal cooler und entspannter als in der Schule!

 

Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an die Freundeskreise des Scheffel- und des Max-Planck-Gymnasiums, die uns die Eintritte zu den drei Theaterstücken stifteten!

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