„Eine Schule liest ein Buch“ – eine kleine Bilanz und ein Ausblick
Also eigentlich waren es ja zwei Bücher. Und ganz korrekt müsste es im Nachhinein heißen: „Eine Schule liest zwei Bücher und schreibt gemeinsam einen Roman.“
Zugegeben, die ganze Schule war nicht dabei. Und das mit dem Roman bedarf wahrscheinlich auch einer Erklärung. Wir waren fast dreißig Scheffel-LeserInnen, SchülerInnen von Klasse 5-12 und LehrerInnen, die von Dezember bis Juli zwei Bücher zum Thema Rassismus gelesen haben - Papa, was ist ein Fremder? von Tahar Ben Jelloun und Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten von Alice Hasters. Alle, die mochten, konnten sich über Teams zu den Büchern und zum Thema austauschen oder einfach nur mitlesen, was die anderen so zu sagen hatten.
Und ihr hattet unglaublich viel zu sagen: Der Rassismus-Begriff, Identität, Heimat, Identitätspolitik, Communities, Deutschlands koloniale Vergangenheit – all dies kam über das Schuljahr hinweg zur Sprache, es wurde hinterfragt, diskutiert, kommentiert, es wurden weitere Buchtipps gegeben, Links zu Artikeln und Sendungen gepostet. Kurz: Die Liste der Chat-Beiträge ist so lang, dass sie ein ganzes Buch füllen könnte. (Daher die Bemerkung mit dem Roman. Auch wenn der Begriff sachlich nicht korrekt ist, denn hier ging es um oft sehr schwierige Wahrheiten und Wirklichkeiten.) Vor allem aber haben wir uns intensiv mit dem Thema Rassismus, mit Diskriminierung und Voreingenommenheit auseinandergesetzt. Und einige wollen es nicht beim Reden belassen, sondern im nächsten Schuljahr eine AG gründen, mit der ihr noch viel stärker als durch Lesen und Diskutieren in die Schulgemeinschaft hineinwirken könnt.
Im nächsten Schuljahr soll es auch wieder „Eine Schule liest ein Buch“ (oder zwei…) geben. Dann hoffentlich mit mehreren Begleitveranstaltungen, vielleicht mit einer Schreibwerkstatt oder einem Filmabend – oder und? Unsere leider einzige Begleitveranstaltung in diesem Jahr war eine digitale Live-Führung durch die kolonialgeschichtliche Ausstellung des Museums im Ritterhaus, die der Förderverein unserer Schule für uns finanziert hat. Vielen Dank dafür – und vielen Dank Euch großartigen MitleserInnen und DenkerInnen und StreiterInnen für Euer Engagement und Eure Ideen!
Christine Strobach